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Mit offenem Blick

Der Impressionist Pissarro
#PissarroBarberini
 Zu allen Jahreszeiten entdeckte Pissarro die Natur...

Zu allen Jahreszeiten entdeckte Pissarro die Natur...

 ... auch bei Regenwetter. 

... auch bei Regenwetter. 

 Blütenfülle im Garten des befreundeten anarchistischen Schriftstellers Octave Mirbeau.

Blütenfülle im Garten des befreundeten anarchistischen Schriftstellers Octave Mirbeau.

 Den Maler Pissarro interessiert die Gegenwart ...

Den Maler Pissarro interessiert die Gegenwart ...

 ... hier Rouen mit Dampfschiffen, Eisenbahn und Fabriken. 

... hier Rouen mit Dampfschiffen, Eisenbahn und Fabriken. 

Die Kunst ist Ausdruck des Denkens, aber auch des Empfindens, ja vor allem des Empfindens [...].

Pissarro an seine Nichte Esther Isaacson, Éragny-sur-Epte, 5. Mai 1890
  Ein kleiner Fluss auf Saint Thomas (Jungferninseln),  1856, National Gallery of Art, Washington, Collection of Mr. and Mrs. Paul Mellon
  Ein kleiner Fluss auf Saint Thomas (Jungferninseln),  1856, National Gallery of Art, Washington, Collection of Mr. and Mrs. Paul Mellon
Aufbruch
Aus der Karibik nach Paris
Erstes Kapitel

Ich ließ, ohne weiter darüber nachzudenken, alles zurück und machte mich nach Caracas davon, um die Bande zwischen mir und dem bürgerlichen Leben zu durchtrennen.

Pissarro an Eugène Murer, Surrey, 5. Juni 1871

Es ist nahezu unmöglich, einen jungen Mann davon abzuhalten, dorthin zu gehen, wohin ihn seine Leidenschaft ruft. 

 

Pissarro an seinen Sohn Lucien, Rouen, 12. August 1898
 Frauen an der karibischen Küste.

Frauen an der karibischen Küste.

Zwei Frauen am Meer in ein Gespräch vertieft, Saint Thomas, 1856
00:00
  Pontoise,  1867, Nationalgalerie Prag
  Pontoise,  1867, Nationalgalerie Prag
Moderne Landschaften
Pissarros Weg zum Impressionismus
Zweites Kapitel
 Das karge und melancholische Gemälde begründet Pissarros Ruf als moderner Landschaftsmaler.

Das karge und melancholische Gemälde begründet Pissarros Ruf als moderner Landschaftsmaler.

Die Ufer der Marne im Winter, 1866
00:00

Herr Pissarro ist ein Unbekannter, von dem wahrscheinlich niemand sprechen wird. (…) Vielen Dank, Monsieur, Ihre Landschaft hat mir bei meiner Reise durch die große Salon-Wüste eine gute halbe Stunde Erholung geschenkt. (…) Im Übrigen müssen Sie wissen, dass Sie niemandem gefallen und dass man Ihr Bild zu nackt, zu dunkel findet. Warum, zum Teufel, sind Sie aber auch so bemerkenswert ungeschickt, solide zu malen und die Natur unbefangen zu studieren?

Der Schriftsteller Émile Zola in seiner Salonkritik, 1866
 Im Vorortbahnhof Dulwich bei London nimmt ein Zug Fahrt auf: das erste Eisenbahnbild des Impressionismus.

Im Vorortbahnhof Dulwich bei London nimmt ein Zug Fahrt auf: das erste Eisenbahnbild des Impressionismus.

Lordship Lane Station, Dulwich, 1871
00:00
  Die Landstraße (Die Côte du Valhermeil, Auvers-sur-Oise),  1880, The Baltimore Museum of Art, The Cone Collection, begründet von Dr. Claribel Cone und Miss Etta Cone aus Baltimore, Maryland
  Die Landstraße (Die Côte du Valhermeil, Auvers-sur-Oise),  1880, The Baltimore Museum of Art, The Cone Collection, begründet von Dr. Claribel Cone und Miss Etta Cone aus Baltimore, Maryland
Im Kreis der Impressionisten
Gemeinsam für das Neue
Drittes Kapitel
 Auf der 1. Impressionisten-Ausstellung zeigt Pissarro diese Darstellung eines klirrend kalten Wintertags auf dem Land. 

Auf der 1. Impressionisten-Ausstellung zeigt Pissarro diese Darstellung eines klirrend kalten Wintertags auf dem Land. 

Raureif, 1873
00:00

Sollen das Furchen sein? Soll das Frost sein? Da wurde doch mit dem Palettenmesser gleichförmig über die schmutzige Leinwand gekratzt. (…) – Kann sein ... aber Impression ist da bestimmt drin. – Na ja, eine komische Impression!

Der Kritiker Louis Leroy über Pissarros Gemälde „Raureif“, 1874

Unsere Ausstellung läuft gut, sie ist ein Erfolg. Die Kritik vernichtet uns (…), doch ich gehe wieder an meine Studien, das ist besser, als Kritiken zu lesen, aus ihnen kann man nichts lernen.

Pissarro an seinen Freund Théodore Duret, Pontoise, 5. Mai 1874
 Dieses Anwesen bewohnt die bekannte Frauenrechtlerin Maria Deraismes. Pissarro teilt ihre fortschrittlichen Ansichten.

Dieses Anwesen bewohnt die bekannte Frauenrechtlerin Maria Deraismes. Pissarro teilt ihre fortschrittlichen Ansichten.

Der Garten von Les Mathurins in Pontoise, 1876
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 Camille Pissarro:  Portrait des Künstlers,  1873, Musée d’Orsay, Paris, Schenkung Paul-Émile Pissarro, 1930
Pissarro privat

Ich glaube nicht, dass er zuhause viel zu sagen hat, da hat seine Frau die Hosen an. 

Theo van Gogh über Pissarro an seinen Bruder Vincent van Gogh, 1889
 Sich selbst hat Pissarro selten gemalt.

Sich selbst hat Pissarro selten gemalt.

 Der Maler hält seine Frau Julie bei ihrer Näharbeit fest.

Der Maler hält seine Frau Julie bei ihrer Näharbeit fest.

Camille (1873) und Julie Pissarro (1877)
00:00
 Feinfühlig erfasst der Maler seine kleine Tochter Jeanne, genannt Minette, im rosa Kleid ...

Feinfühlig erfasst der Maler seine kleine Tochter Jeanne, genannt Minette, im rosa Kleid ...

 ... und vier Jahre später, bereits von Krankheit geschwächt. Sie stirbt mit neun Jahren.

... und vier Jahre später, bereits von Krankheit geschwächt. Sie stirbt mit neun Jahren.

Portraits von Jeanne Pissarro, 1872/1873
00:00
  Die Heumacherin,  1884, Colección Pérez Simón
  Die Heumacherin,  1884, Colección Pérez Simón
Bilder des Landlebens
Wirklichkeit und Utopie
Viertes Kapitel
 Frauen bei der Arbeit: Ein junge Marktfrau in weißer Schürze richtet ihren Verkaufsstand.

Frauen bei der Arbeit: Ein junge Marktfrau in weißer Schürze richtet ihren Verkaufsstand.

Die Metzgerin, 1883
00:00

Herr Pissarro hat längst aufgehört, ausschließlich vor der Natur zu arbeiten und ihre flüchtigen (...) Details wiederzugeben. Er hält zunächst in Aquarell oder Pastell die Physiognomie eines Ortes, das Aussehen eines Bauern (...) fest, dann geht er fernab vom Motiv an die kompositorische Arbeit (...): Übrig bleiben nur die wesentlichen Aspekte. 

Der Kritiker Georges Lecomte, 1892
  Der Geflügelmarkt in Pontoise,  1882, Norton Simon Art Foundation, Pasadena, Kalifornien
Pissarros Anarchismus

Alle Künste sind anarchistisch, wenn sie gut und schön sind!

 

Pissarro an Octave Mirbeau, Éragny-sur-Epte, 30. September 1892

Meine liebe Nichte, ich kann sehr gut verstehen, dass Du von Politik nicht viel weißt, (...); das allgemeine Wahlrecht, musst Du wissen, ist ein Herrschaftsinstrument der kapitalistischen Bourgeoisie (...). Also Nein zur Regierung, zum Staat, zu den Kapitalisten (...). Ich lege Dir das bemerkenswerte Buch von Kropotkin ans Herz, (...) – in einem ganz einfachen Stil, leicht zu lesen und glasklar!

An seine Nichte Esther Isaacson, Éragny-sur-Epte, 12. Dezember 1885
 Viele Werke Pissarros lassen seine politische Haltung und seine Hoffnung auf eine Harmonie zwischen Mensch und Natur durchschimmern. 

Viele Werke Pissarros lassen seine politische Haltung und seine Hoffnung auf eine Harmonie zwischen Mensch und Natur durchschimmern. 

Ich habe gerade das Buch von Kropotkin gelesen. Man muss zugeben, wenn es auch utopisch ist, so ist es auf jeden Fall ein schöner Traum. Und da wir schon oft Beispiele für Utopien hatten, aus denen Realität geworden ist, hindert uns nichts daran, zu glauben, dass das eines Tages möglich sein wird, es sei denn, der Mensch versinkt und kehrt zur völligen Barbarei zurück.

Pissarro an Octave Mirbeau, Éragny-sur-Epte, 21. April 1892
  Wiese in Éragny mit Kühen, Nebel, Sonnenuntergang,  1891, Privatsammlung, Schweiz
  Wiese in Éragny mit Kühen, Nebel, Sonnenuntergang,  1891, Privatsammlung, Schweiz
Tausende farbige Punkte
Experiment Neoimpressionismus
Fünftes Kapitel

Es ist merkwürdig: Wenn man mit der Punkttechnik arbeitet, mit Zeit, mit Geduld, erreicht man nach und nach eine erstaunliche Zartheit.

An seinen Sohn Lucien, Éragny, 30. Dezember 1886
 Es ist ein eisiger, sonniger Wintertag. Ein Feuerchen aus gesammelten Ästen spendet Wärme.

Es ist ein eisiger, sonniger Wintertag. Ein Feuerchen aus gesammelten Ästen spendet Wärme.

Raureif, eine junge Bäuerin macht Feuer, 1888
00:00

Die moderne Synthese anstreben, mit wissenschaftlich fundierten Mitteln, die auf der von Chevreul entdeckten Farbtheorie, den Experimenten von Maxwell und den Messungen von N. O. Rood basieren. (...) Denn die optische Mischung ruft eine viel intensivere Leuchtkraft hervor als die Pigmentmischung.

Pissarro an seinen Galeristen Durand-Ruel, 1886

Die Neoimpressionisten versuchen, die Landschaft zu einem endgültigen Erscheinungsbild zu synthetisieren, das ihre Empfindung verewigt.

Der Kritiker Felix Fénéon, 1887
 Camille Pissarro: Blick aus meinem Fenster bei trübem Wetter, 1886–1888, The Ashmolean Museum, University of Oxford, geschenkt von Frau Lucien Pissarro, 1950
Das Atelier in Éragny-sur-Epte
 Blick in den Garten: Obstblüte in Éragny!

Blick in den Garten: Obstblüte in Éragny!

Blühende Pflaumenbäume, Éragny, 1894
00:00

Dieses Atelier ist großartig, aber ich sage mir oft: Wozu brauche ich ein Atelier? Früher habe ich meine Bilder überall gemalt; zu jeder Jahreszeit, in brütender Hitze, bei Regen, in klirrender Kälte... [...] Ob ich in dieser neuen Umgebung werde arbeiten können???

Pissarro an seine Söhne Lucien, Georges und Félix, Éragny-sur-Epte, 28. September 1893
  Avenue de l’Opéra,  1898, Musée des Beaux-Arts de la Ville de Reims, Vermächtnis Henry Vasnier, 11/1907
  Avenue de l’Opéra,  1898, Musée des Beaux-Arts de la Ville de Reims, Vermächtnis Henry Vasnier, 11/1907
Städte-Serien
Pulsierende Gegenwart
Sechstes Kapitel

Ich freue mich, dass ich mich an diesen Pariser Straßen versuchen kann, die üblicherweise als hässlich gelten, aber so silberhell leuchten und so lebendig sind – das ist so vollkommen modern!!!

Pissarro an Lucien Pissarro, Paris, 15. Dezember 1897
 Der belebte Boulevard Montmartre fesselt über zwei Monate lang Pissarros Aufmerksamkeit: Sechzehn Ansichten entstehen.

Der belebte Boulevard Montmartre fesselt über zwei Monate lang Pissarros Aufmerksamkeit: Sechzehn Ansichten entstehen.

 Am Mardi Gras, dem Faschingsdienstag, ist der Boulevard schwarz von Menschen.

Am Mardi Gras, dem Faschingsdienstag, ist der Boulevard schwarz von Menschen.

Boulevard Montmartre, 1897
00:00

Ich frage mich, ob Durand meine nächste Serie von Gemälden nicht ablehnen wird; ich bin entmutigt, weil es keinen einzigen anderen Kunsthändler gibt, der Geschäfte machen will! [...] Man hält mich für reich; dabei kämpfe ich die ganze Zeit, um über die Runden zu kommen.

An seinen Sohn Lucien, Paris, 17. Januar 1897

Städte haben eine besondere Physiognomie, die den Maler unweigerlich anzieht: belebt, anonym, geschäftig, geheimnisvoll.

Der Kritiker Gustave Geffroy über Pissarros Stadtansichten, 1898
 Modernes Hafenleben mit Schaulustigen am Kai und einem öffentlichen Pissoir im Vordergrund.

Modernes Hafenleben mit Schaulustigen am Kai und einem öffentlichen Pissoir im Vordergrund.

Die Anse des Pilotes, Le Havre, Morgen, Sonne, steigende Flut, 1903
00:00

Manchmal habe ich schreckliche Angst davor, eine Leinwand umzudrehen, weil ich fürchte, dass ich statt des kostbaren Kleinods, das ich gemalt zu haben glaubte, eine Monstrosität vorfinde! [...] Dann gibt es aber wieder Momente, in denen ich mit großer Erleichterung feststelle, dass manches ganz ordentlich geraten ist und meinem Charakter sehr entspricht. Wie dem auch sei – das Malen, überhaupt die Kunst verzaubert mich, das ist mein Leben, was kümmert mich der Rest.

An seinen Sohn Lucien, 20. November 1883